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Novembre 1898, l'article de Max Schippel à l'origine de la discussion avec Rosa Luxemburg sur la milice. "War Friedrich Engels milizgläubisch?

Ici le texte - saisi pour le blog et pour donner accès plus facilement sur le net - de l'article de Max Schippel, signé Isegrim, qui est à l'origine de la discussion sur la milice. En s'appuyant sur Engels pour remettre en cause l'idée de milice, Schippel avait déclenché une vive discussion à laquelle participèrent Kautsky et Franz Mehring. Rosa Luxemburg s'inscrit dans cette polémique par ses articles de février 1899 dans la Leipziger Volkszeitung et lors du Congrès de Hanovre. Elle citera souvent Schippel dans ses textes ultérieurs pour dénoncer le rapport entre militarisme et réformisme.

L'article est quelque peu indigeste. La traduction en français suit.

 

Skizzen aus der sozialpolitischen Litteratur und Bewegung

Von

Isegrim

Sozialistische Monatshefte, novembre 1898

 

IV. War Friedrich Engels milizgläubisch ?

 

In ihrer allgemeinen Auffassung des “Militarismus” – Ich spreche nicht von der parlamentarischen und agitatorischen Bekämpfung konkreter militärischer Forderungen – hat die Sozialdemokratie noch immer sehr viel Ähnlichkeit mit jenen sonderbaren Schwärmern, die mit einem Mal entdeckt haben, dass an Stelle des wilden, verrohenden Fleischgenusses der Vergangenheit in Zukunft die zahme, vegetabilische Breinahrung den Menschen nicht blos körperlich erhalten, sondern auch in jeder Beziehung veredeln müsse – oder die alle medizinischen Greuel und Scheuel in endlos rieselndem Wasser zu ersäufen trachten, die im Impfzwang den Ruin der Völker sehen und denen selbst Bacchus und Gambrinus nur giftmischerische Scheusale sind. Hier wie dort dieselbe verblüffende Kritiklosigkeit, aber auch derselbe heilige Eifer, halbwahre und halbverdaute Schlagworte sofort zu einem System auszubauen, das alle Wahrheit umschliesst und alles Heil bringt und gegen das nur unverbesserliche Barbaren und Schwachköpfe ankämpfen können. Hier wie dort derselbe Glaube an die gravirenden “Fälle”, mit denen alles Wissen und Können der Gegner ein für alle Mal vor dem höchsten Richterstuhl der Vernunft und der Geschichte zermalmend verurtheilt hat. Selbst der Ton, in dem die neue Auflage des alten Bürgergardistenideals vom militärischen Fachmann spricht, kann gewöhnlich kaum überboten werden durch die Mischung von gnädiger moralischer Herablassung und vernichtender geistiger Überlegenheit, mit der der rosig verklärte Wasserapostel das finstere Scheusal von ärtzlichem Fachmann in die Wolfsschlucht hinabschleudert.

 

Indess, davon wollte ich nicht sprechen, und es ist vielleicht nicht einmal nützlich, diese Dinge auch nur mit einem Worte zu streifen.

 

Ich beabsichtigte nur, weniger für die Gläubigen wie für die Zweifelnden hervorzuheben, dass durchhaus nicht alle geistig führenden Vertreter der Sozialdemokratie sich für die Miliz besonders erwärmt haben. Und, was mir, bei einer jahrelangen Verfolgung aller militärpolitischen Ausführungen aus Parteikreisen, stets am auffälligsten war : Friedrich Engels, “Genosse”, nicht “Herr” Friedrich Engels, der sogar von Jugend auf militärische Fragen zu einem Lieblingsstudium gemacht hatte, Friedrich Engels hat für die Gegenwart nie recht an die Überlegenheit des Milizsystems geglaubt, obwohl er das heutige System schliesslich aus seiner eigenen innern Bewegung im wirklichen Voklksherr enden sah – was doch gegen die übliche Milizvorstellung einen ebenso fundamentalen Unterschied bedeutet, wie wenn man einerseits glaubt, der Kapitalismus werde duRch sein eigenes Fortschreiten schliessslich eine genossenschaftliche Gesamtproduktion erzeugen, in diese hineiwachsen, oder anderseits : man müsse dem heutigen Kapitalismus genossenschaftliche Betriebe entgegensetzen, die ihn durch ihre Überlegenheit heute schon schlagen und ersetzen sollen.

 

Ich gebe zu, dass Engels Äusserungen über die Entwicklung des Militarismus nicht immer ganz einheitlich lauten. Mitunter macht sich die alte kleinburgerliche-demokratische Tradition der vierziger jahre stark geltend. Meist jedoch überwiegt die immer mehr vertiefte Anschauung, dass nicht eine neue Grundlage der Heeresverfassung im spekulativen Kopfe auszuhecken und der allerdings unschönen und widerspruchsvollen Wirklichkeit entgegenzustellen ist, sondern dass die Erweiterung und Fortbildung der Grundlage des heutigen Armeesystems gleichbedeutend ist mit einer vollständigen Umwälzung aller bestehenden Machtverhältnisse. Die quantitative Erweiterung wird mit der Zeit zu einem qualitativen Umschlag …

 

Ein paar Beispiele mögen den Engelsschen Standpunkt kennzeichen.

 

Bei der preussischen Militärorganisation der sechziger jahre erkannte Engels offen an, dass früher in der Vermehrung der Cadres – der Bataillone, Schwadronen und Batterien - , “sicher nicht zu hoch gegriffen” war ; sie habe nur der Bevolkerungsvermehrung Preussens von 1815 auf 1861 (etwa bis auf das doppelte) entsprochen, und unterdess sei Preussens Reichstum rascher gewachsen. Dem damaligen demokratischen Spiessburgerthum, da um jeden Pfennig für das Militär feilschte und Thränen vergoss, muss dieses Urteil ungemein feig und reaktionär vorgekommen sein !

 

Engels, der Revolutionär, den selbst Genosse Parvus und Genossin Zetkin durchschlüpfen lassen werden, verlangt dann 1865 … nicht die Miliz, sondern die zweijährige Dienszeit. Er gesteht hierbei sogar rückhaltlos zu, dass ein längerer Dienst manche Vortheile gewähre. Aber nach Abwägung alles Fur und Wider kommt er zu dem Ergebniss; “zwei Jahre Dienstzeit reichen bei unseren Soldaten vollständig hin, sie für den Infanteriedienst auszubilden”. Er fügt gleich hinzu :

“Was die Kavallerie betrifft, so braucht eine geborene Reiterei nur kurze, eine erzogene dagegen unbedingt lange Dienszeit.

Wir haben wenig geborene Reiterei und brauchen daher die vierjährige Dienstzeit des ReorganisationSplanes sicher … Die Leute müssen wissen, dass sie sich aufeinander und auf ihre Führer verlassen können. Dazu gehört lange Dienszeit …

Die reitende Artillerie wird die Dienstzeit der Kavallerie nöthig haben. »

 

Der versumpfte Opportunist Engels geht sogar noch weiter. Er erklärt die Vorstellungen von einem « Milizheer mit sozusagen gar keiner Dienszeit » – ich komme später einmal auf die damalige Milizideen zurück – für « Phantasieen », auf die er « keinerlei Rücksicht zu nehmen » brauche ;

« Solange man die französische Armee auf der einen, die russische auf der anderen Seite hat, und die Möglichkeit eines kombinirten Angriffs Beider zu gleichen Zeit, braucht man Truppen, « die die ersten Elemente der Kriegsschule nicht erst vor dem Feinde  zu lernen haben ….

Wir sind sogar der Meinung, dass ein Staat wie Preussen den grössten Bock begehen würde – sei an der Regierung, welche Partei da wolle – wenn er die normale Dienszeit augenblicklich noch mehr verkürzte ».

 

Allzusehr hat Engels diese Anschauungen auch später nicht geändert. 1870, als Berichterstatter über den deutsch-französischen Krieg für die Pall Mall Gazette hat er allerdings einmal von 18 Monaten als vielleicht möglicher Dienszeit-Verkürzung gesprochen, indess blieb ihm selbst damals eine längere Dienszeit durchaus dikutabel. Er behandelte eben, auch hier die ganze Frage aus rein praktischen Erwägungen heraus und behielt sich darum vor, unter Umständen auch weiter nach rechts zu gehen :

“Nach preussischen Autoritäten ersten Ranges (den Kriegsminister General von Roon mit eingeschlossen) würde eine zweijährige Dienstzeit genügen, um einen ungelenken Lümmer (a lout) zu einem guten Soldaten zu machen. Mit Erlaubniss von ihrer Majestät Knasterbärten (martinets) würden wir sogar geneigt sein, zu behaupten, dass für die Mehrheit der Rekruten achtzehn Monate, zwei Sommer und ein Winter genügen könnten.

Aber die Länge der Dienszeit tritt für uns mehr in den Hintergrund (is a secondary question). Hauptsache ist, dass das Prinzip der allgemeinen Wehrpficht streng (das heisst : strenger wie damals in Preussen mit seiner doch auch schon recht stattlichen Rekrutenzahl. Isegrim.) durchgeführt wird.”

 

 

1893”, aus Anlass der Caprivischen Militärorganisation, gab Genosse Engels – selbst jetzt wagen wir noch, ihn so zu nennen – bekanntlich im Vorwärts ein längeres Gutachten ab, ob “Europa abrüsten könne”. Es ist später – ich weiss nicht, ob wesentlich umgearbeitet – auch als Broschüre erschienen aber leider in Parteikreisen ohne Eindruck verblieben. Ich besitze im Augenblick nur die alten Artikel im Vorwärts. Es heisst am 2. März 1893:

“Nun besteht gerade die moderne, die revolutionäre Seite des preussischen Wehrsystems in der Forderung, die Kraft jedes fähigen Mannes für die ganze Dauer seines wehrfähigen Alters in den Dienst der nationalen Verteidigung zu stellen. Und das einzig Revolutionäre, das in der ganzen militärischen Entwicklung seit 1870 zu entdecken ist, liegt eben darin, dass man – oft genug wider Willen – sih genöthigt gesehen hat, diese bisher nur in der chauvinistischen Phantasie erfüllte Forderung mehr und mehr wirklich durchzuführen. Weder an der Länge der Diensverpflichtung, noch an der Einstellung aller wehrfähigen jungen Leute kann heute noch gerüttelt werden, am wenigsten von Deutschland, am allerwenigsten von der sozialdemokratischen Partei, die im Gegentheil auch diese Forderung vollauf in die Praxis zu übersetzen in Deutschland allein im Stande ist.

Es bleibt hiernach noch ein Punkt, wo das Bedürfnis nach Abrüstung den Heben ansetzen kann : die Länge der Dienszeit bei der Fahne. Und hier liegt in der Tat der Punkt des Archimedes : Internationale Festlegung zwischen den Grossmächten des Kontinents, des Maximums der aktiven Dienstzeit bei der Fahne für alle Waffengattungen meinetwegen zuerst auf zwei Jahre, aber mit dem Vorbehalte sofortiger weiterer Herabsetzung, sobald man sich von der Möglichkeit überzeugt”.

 

Hier sind es also wieder die alten zwei Jahre, die als das zunächst Erreichbare ins Auge gefasst werden. Weitere Herabsetzungen sind vorbehalten sobald “man” sich von  der “Möglichkeit” überzeugt haben wird. Das “Milizsystem” wird hier zwar als “Endziel” flüchtig daneben genannt. Doch wird man zugestehen müssen, dass bei dieser Art Politik das Endziel in recht weite Ferne gerückt ist “Herr” Engels …

 

“Über Miliz und stehendes Heer liesse sich ein Langes und Breites schreiben. Wenn Frankreich und Deutschland übereinkämen, ihre Armeen allmählich in Milizheere mit gleich langer Übungszeit zu verwandeln, so wäre die Sache fertig. Russland kann man machen lassen, wass es will, und Österreich und Italien folgen mit Wollust. Aber wegen der inneren Verhältnisse können Frankreich und Deutschland sich das nicht leisten, und wenn sie es könnten, so gehts wegen Elsass-Lothringen nicht. Und daran scheitert die ganze Militärgeschichte …”

 

Das ist wohl die bündigste Ablehnung, die man sich denken kann, und sie ist nicht einmal der Form nach eine höfliche Verneinung, wie man sie doch guten alten kleinbäurgerlichen-demokratischen Idealen sonst gern erweist. “Die  ganze Milizgeschichte” … “Die phantasieen von einem Milizheer” …

 

Man sieht, dass sich Engels die “Erziehung zur allgemeinen Wehrhaftikeit”, die unser Programm fordert, ganz anders dachte wie die milizgläubischen Wasserheiligen und Mehlbappapostel. Doch auch für die Partei wird es schliesslich wie im Siegfried heissen:

 

Fort mit dem Brei

Ich brauch’ ihn nicht!

Aus Bappe schmied’ ich kein Schwert !

 

 

Tag(s) : #Militarisme. Rosa Luxemburg
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