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Die Anfänge der Sozialdemokratischen 1.Mai-Feiern in Hagen

 

 

Volksversammlung für Hagen Sonntag, 4. Mai 1890,

 

nachmittags 3 Uhr, im Saale des Wirts Friedr. Söding, Wehringshauserstraße. Tages-Ordnung: Der 8stündige Arbeitstag und die internationale Arbeiter- schutzgesetzgebung, Referenten Carl Wesch u. Ernst Breil.6249Der Einberufer.Die Anfänge der Sozialdemokratischen 1.Mai-Feiern in Hagen

 

 

 

1. Die Vorgeschichte der Mai-Feiern

2. Die historischen Rahmenbedingungen bei der Entstehung des 1. Mai als Arbeiterkampftag

3. Der 1. Mai als Kampftag der Sozialdemokratie in Deutschland

4. Der Durchsetzung 1.Mai als Kampftag der Arbeiter in Hagen

5. Die Haltung der SPD zum Tag der Maifeier

6. Das Hagener Bürgertum und die 1.Mai -Kundgebungen

 

1. Zur Vorgeschichte der 1. Mai-Feiern in Deutschland

 

Bereits im Mittelalter gab es in Deutschland in der deutschen Volkskultur Maibräuche. Ab 1200 wird von Formen des Frühlingsbegrüßens berichtet und seit dem 13. Jhd. sind grüne Zweige und grüne Bäumchen als Symbole des Maigrüßens überliefert. Diese Bräuche waren die Vorläufer des Maibaumes, der dann auf einem Platz in der Mitte der Gemeinde aufgestellt wurde. Ab dem 16. Jhd. wurde dieser Maibaum als Tanz-, Orts-, oder Rechtsbaum in der Literatur beschrieben. Im 18. Jhd. wurden dann an diesem Maibaum die Bildzeichen der im Ort vertretenden Handwerkerbünde befestigt.

 

2. Die historischen Rahmenbedingungen bei der Entstehung des 1. Mai als Kampftag der Industriearbeiterschaft

 

Im Jahre 1889 (20.7.1889) fand in Paris auf Anregung der deutschen Sozialdemokratie der Gründungskongress der II. Internationalen statt. In Resolutionen wurden auf dem Kongress u.a. folgende Forderungen aufgestellt :

 

. die Einführung des 8-Stunden-Tages,

. das Verbot der Kinderarbeit,

. das Verbot von Nachtarbeit von Frauen und Minderjährigen,

. die Verkürzung des Arbeitstages für Minderjährige,

 

und – zur Durchsetzung dieser Forderungen – wurde die Einführung des 1. Mai als Kampftag der Arbeiter gefordert.

 

Am 1. Mai 1890 sollte dieser Kampftag erstmals europaweit stattfinden. Als Vorbild für diesen Vorschlag der II. Internationalen diente die Erklärung der US-Gewerkschaft AFL ( American Federation of Labor) , die bereits 1888 beschlossen hatte, den 1.Mai 1890 für eine landesweite Kampagne zur Einführung des 8-Stunden-Tages durchzuführen.

In Deutschland galt 1890 noch das unter dem Reichskanzler Otto v. Bismark 1878 eingeführte Gesetz gegen die „gemeingefährlichen Bestrebungen“ der deutschen Sozialdemokratie – kurz “Sozialistengesetz“. Das Gesetz war ursprünglich auf 2 ½ Jahre befristet, wurde aber immer wieder, zuletzt bis zum 30.September 1890 verlängert. Das „Sozialistengesetz“ ermöglichte der Polizei

 

. die Auflösung aller sozialdemokratischer Vereine und Parteien, (SDAP)

. die Beschlagnahme sozialdemokratischer Schriften und Bücher

. Verbot sozialdemokratischer Zeitungen

. und die Ausweisung „sozialdemokratischer Propagandisten“.

 

Auch der 1875 in Hagen gegründete „sozialdemokratische Wahlverein“ wurde 1878 verboten. Die organisierte Sozialdemokraten Deutschlands mußten ihre Parteitage nun im Ausland durchführen – 1883 z.B. in Kopenhagen.

 

1890 trat Otto v. Bismark als Reichskanzler zurück und eine weitere Verlängerung des „Sozialistengesetzes“ wurde sowohl von der Mehrheit im Parlament wie auch vom Kaiser abgelehnt. 1890 wurde die SPD als Nachfolgepartei der SDAP in Halle a.d.S. wiedergegründet. Die SPD wird dann bei den folgenden Reichstagswahlen 1890 die stärkste Partei (ca. 20%).

 

 

3. Der 1. Mai als Kampftag der Sozialdemokratie in Deutschland

 

In der sozialdemokratischen Zeitung „Berliner Volksblatt“ wurde Ende April 1890 dazu aufgerufen, daß von nun an „die Proletarier aller Länder alljährlich ihren Maitag abhalten“. In der HASPER ZEITUNG wurde dieser Aufruf als „Sozialdemokratische Drohungen“zitiert.

Ferner wurde hier aus Berlin berichtet, es habe: „eine ganz erhebliche Anzahl von Arbeiterversammlungen beschlossen, am 1. Mai zu feiern.“

 

In diesem Artikel wurde auch auf die Konsequenzen für feiernde Arbeiter hingewiesen, da Großindustrielle und staatliche Behörden sofortige Entlassungen oder längere Arbeitspausen für die feiernden Arbeiter androhten.

 

 

4. Der Durchsetzung des 1.Mai als Kampftag der Arbeiter in Hagen

 

Über die ersten Versuche der Hagener Sozialdemokraten eine Mai-Kundgebung am 30.April 1890 durchzuführen berichtet die HASPER ZEITUNG Nr.52. Haspe, 1. Mai. (Sozialdemokratische Kundgebungen.)

 

Gestern in aller Frühe hatten sich ca. 300 Sozialdemokraten von Hagen und Umgebung in der Nähe des Derths eingefunden, um dort unter freiem Himmel eine öffentliche Volksversammlung abzuhalten, zu der natürlich eine polizeiliche Erlaubnis nicht erteilt war. Als Redner sollte der Sozialistenführer Breil figurieren und die bekannten, sozialistischen Tagesfragen als Erhöhung der Arbeitslöhne, Achtstundentag ec. den Gegenstand der Debatte bilden.

 

Außerhalb der Stadt im Hagener Stadtwald – genauer im Derth – hatten sich die Hagener Sozialdemokraten zur ersten Mai-Kundgebung der sozialdemokratischen Arbeiterschaft in Hagen getroffen. Der Bericht in der HASPER ZEITUNG fährt fort:

 

„. . . es währte nicht lange, so traf auch die Gendarmerie von Hagen hier ein. Die aufgeregte Menge, durch das plötzliche Erscheinen der bewaffneten Polizeimannschaften eingeschüchtert, nahm von der Abhaltung der geplanten Versammlung Abstand und begnügte sich damit, singend und johlend umherzuziehen. Ein Schwarm durchzog später auch die Straßen unserer Stadt und kehrte schließlich in eine Wirtschaft in der Vörderstraße ein. Zu größeren Ausschreitungen ist es, soweit uns bekannt, nicht gekommen.

 

Ein zweiter Versuch der Sozialdemokraten im Jahre 1890 eine 1. Mai-Kundgebung durchzuführen, sollte in einem Saal einer Wirtschaft in Wehringhausen stattfinden. Zu dieser Versammlung erschien in der HAGENER ZEITUNG der 1. Aufruf zu einer 1.Mai Kundgebung - einer Volksversammlung.

 

Volksversammlung für Hagen Sonntag, 4. Mai 1890, nachmittags 3 Uhr, im Saale des Wirts Friedr. Söding, Wehringshauserstraße.

Tages-Ordnung: Der 8stündige Arbeitstag und die internationale Arbeiter- schutzgesetgebung,

 Referenten Carl Wesch u. Ernst Breil.6249Der Einberufer.

 

Auch dieser 2. Versuch der Hagener Sozialdemokraten bereits 1890 eine 1.Mai-Versammlung abzuhalten scheiterte. Der Wirt des Saales in Wehringhausen widerrief seine Zusage am nächsten Tag und die geplante Versammlung konnte nicht stattfinden. Auch das im Anschluss an die MAI-Kundgebung geplante Maifest im gleichen Saale konnte nicht staatfinden.

 

Großes Maifest der Tischler und verwandter Berufsgenossen am Sonntag den 4. Mai, nachmittags 5 Uhr bestehend aus Concert und Ball

Im Saale des Herrn Fr. Söding in Wehringhausen, wozu sämtliche in Hagen bestehenden gewerkschaftlichen Organisationen, sowie Freunde unserer Sache freundlichst eingeladen werden. 6288

Entree 50 Pfg. Damen frei.

 

In den Berichten aus dem Jahre 1890 wurden diese Vorfälle als „polizeiliche Abtreibung von Lokalen“ bezeichnet. Für das Jahr 1891 liegen uns aus den Zeitungen für Hagen keine Berichte vor. Ein autobiographischer Artikel mit Informationen über einen Mai-Ausflug lässt sich dem Jahre 1891 zuordnen. Der unbekannte Autor berichtet über den Verlauf des Maiausfluges:

 

Die Maifeier wurde von Anfang an hier in Hagen durch Arbeitsruhe gefeiert. Leider waren es fast nur ortsfremde zu- gereiste Handwerker, die sich an den Ausflügen beteiligten. Das Gros der Genossen, daß in den Fabriken beschäftigt war, konnte nur an den Abendveranstaltungen teilnehmen. Die Maifeieraus- flüge waren fast immer eine Sensation, wofür schon die polizei- liche Ueberwachung sorgte. . . . Theimann in der Donnerkuhle sollte das Ziel eines Maifeierausfluges sein. Dieses Lokal war von uns aber von der Polizei abgetrieben worden. Da wir keinen Einlaß erhielten, gingen wir auf Feldwegen, auf welchen uns die berittenen Polizeibeamten nicht folgen konnten, nach Hagen zurück. Wir gingen also aus der Gemeinde Eppenhausen wieder nach Hagen und verlebten in der Haldenerstraße, in der Wirtschaft Wieken, verschiedene vergnügte Stunden. . . . aus: Das Parteileben der S:P:D: in Hagen vor der Jahrhundertwende o. A. - o.J. – o.O.

 

Im Jahre 1892 fand dann in Hagen die erste große Mai-Kundgebung der Sozialdemokraten staat.

 

Über die Mai-Feier im Jahre 1892 erfahren wir Einzelheiten aus der WESTFÄLISCHEN FREIEN PRESSE vom 6. Mai 1892.

 

Geplant war demnach eine 1.Mai-Kundgebung in einem Saal.

 

Da diese Versammlung wegen „Saalabtreiberei“ nicht in dem dafür vorgesehenen Saal stattfinden konnte, wurde die 1.Mai-Versammlung 1892 im Freien durchgeführt.

 

Diese Versammlung im Jahre 1892 war damit die erste Mai-Kundgebung in Hagen die – ohne Verbote und Auflösung – durchgeführt werden konnte. Dazu beigetragen hat sicher der Wochentag – der 1.Mai 1892 war ein Sonntag.

 

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